Der Spacko ist ein ganz besonderer Vertreter und Repräsentant der deutschen Sprache. Mittlerweile schiebt der Spacko schon im siebten Jahr Dienst. Wo ? Im deutschen Sprachgebrauch (dort eigentlich schon etwas länger) und beim Duden. Im Jahr 2013 wurde er aufgenommen, gemeinsam mit anderen verbalen Kostbarkeiten.
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Der „Spacko“ hats geschafft
Das Jahr 2013 war für den Duden ein besonderes. Nicht wegen der rund 5.000 Begriffe, die erstmals in die gedruckte Version des Duden aufgenommen wurden. Nein, der Duden zog um. Er verließ die Mannheimer Gestade und legte in der Bundeshauptstadt an. Und dort erschien dann die 26. Auflage des Standardwerks der deutschen Sprache und holt nach, was der tägliche Sprachgebrauch längst vorweg genommen hat. So gelangte nicht nur der „Spacko“, sondern auch der „Flashmob“ in den Duden. „Facebook“ und die „Schuldenbremse“ übrigens auch.
Gerade in Berlin angekommen, machte er auch gleich von sich reden. Wieder nicht der „Spacko“, dieses Mal der Duden. Er ließ sich an den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit übergeben – so geschehen am 3. Juli 2013 am Brandenburger Tor. „Der Duden ist jetzt ein Berliner“ und mit ihm ein Stück weit auch der „Spacko“.
Der Spacko in der Jugendsprache
Was geht Jugendlichen durch den Kopf, wenn sie den „Spacko“ benutzen? Wenn wir den Heranwachsenden in Bussen und Bahnen zuhören, leiden unsere Ohren oft unter dem Andrang an Anglizismen, Wortschöpfungen und Umdeutungen, deren wirkliche Bedeutung oft nur den Jugendlichen klar ist, und oftmals diesen auch nur andeutungsweise. Viele der Begriffe verändern ihre Bedeutung und ihren Gebrauch auch über die Zeit. Der „Spacko“ allerdings hat sich gehalten, steht in der Umgangssprache des Alltags noch heute für Spastiker oder Lackel (Flegel). Hier ist der Spacko in guter Gesellschaft: der Vollpfosten und der Vollhonk begleiten ihn auf seinem beschwerlichen Weg.
Im ersteren Fall wird jedoch keine Person mit diesem Krankheitsbild adressiert, sondern man überträgt mit der Zuschreibung „Spacko“ die Ungelenkheit des Erkrankten auf die angesprochen Person. In jedem Fall wird der „Spacko“ abwertend gebraucht. Einen Freund tituliert man so allerdings auch schon mal, allerdings ausschließlich im Scherz.
Die Sprachwissenschaftler müssen natürlich stets eine Wortherkunft nachweisen können. Im Falle des Spacko musste der nordeutsche Ausdruck „spack“ herhalten. „Dürr“ und „mager“ sind die Eigenschaften, so zugeschrieben werden. Verfolgt man die Gespräche der Jugendlichen im öffentlichen Raum, dann erkennt man jedoch schnell, dass beim „Spacko“ nicht der magere Jüngling angesprochen wird. Ein „Spacko“ ist „uncool“, „dumm“, „merkwürdig“, „geistig minderbemittelt“ oder aus einem anderen Grund nicht Mitglied der Peer Group und wird darum als abzuwerten angesehen. Damit wird eine weitere Funktion des Wortes deutlich: die Aus- und Abgrenzung einer unliebsamen Person.
Vom Spacko, dem Eurobond und dem Buschklepper
Glaubt man dem Chefredakteur des Duden – Werner Scholze-Stubenrecht – dann wandelt sich der Wortschatz im Rhythmus von drei bis vier Jahren so stark, dass eine Überarbeitung des Duden vonnöten ist. Die etwa 5.000 Neuaufnahmen unterstreichen diese These. Im Jahr 2013 trugen Internet und Finanzkrise dazu bei, das Werk anzureichern. Neben dem Spacko hielten die „Finanztransaktionssteuer“, das „Zockerpapier“, „Social Media“ und die „App“ Einzug in das Standardwerk der deutschen Sprache.
Ein wenig oversized könnte man den Duden bezeichnen. Während der aktive Wortschatz des deutschen Michels nur rund 12.000 bis 16.000 Worte umfasst, hält der Duden 140.000 Möglichkeiten bereit. Der Wortschatz der deutschen Standardsprache umfasst etwa 75.000 Wörter. Der deutsche Wortschatz im Gesamten wird auf 300.000 bis 500.000 Wörter geschätzt – je nach Zählweise.
Mit der 26. Ausgabe wurde dem Duden zusätzlich zum Buch auch die App mitgegeben. So hat man den Duden allzeit bereit um in Bus und Bahn den nächsten „Spacko“ nachzuschlagen, der ganz gewiss kommen wird. Die nächste Generation des Dudens wird vielleicht eine Spracherkennungslösung beinhalten und Künstliche Intelligenz einsetzen. Dann meldet sich die Duden-App im richtigen Moment und warnt ihren Besitzer „Der Typ neben Dir sprach gerade vom ‚Spacko‘. Sprich ihn nicht als ‚Opfer‘ an, sonst gibt er Dir paar auf die ‚Zwölf‘!“. 24,99 Euro kostete der Duden damals.
Wird der Duden den Spacko überleben?
Marion Winkenbach sieht da den Duden ( genauer den Duden-Verlag ) auf Kurs. „Das ist ein Werkzeug wie Messer und Gabel, das hat jeder daheim.“ war von der Geschäftsführerin zu hören. Wir wollen es dem Duden wünschen. Ein wenig Federn lassen musste die Verlagsgruppe beim Wechsel nach Berlin schon. Für 70 Mitarbeiter führte der Weg nicht in die Bundeshauptstadt, sondern zur Arbeitsagentur. Der „Spacko“ muss nicht um seinen Job bangen. Er darf auf dauerhafte Beschäftigung hoffen.